Unser Lagebericht

Wirtschafts­bericht der GFT 

Corona-Welle hält Deutschland weiter in Atem. Suez-Havarie, Komponentenmangel und temporäre Schließung von internationalen Logistikstützpunkten wirkten sich erheblich auf die Liefersituation der deutschen Industrie aus. Wirtschaft schrumpft zum Jahreswechsel stark.

Gesamtwirtschaftliche Entwicklung

Das zweite Jahr der Corona-Pandemie geht nicht spurlos an Deutschland und der Welt vorbei – ein Ende scheint kaum absehbar. Ab Februar 2021 breitet sich die ansteckende Alpha-Variante des Coronavirus immer mehr aus. Das bleibt nicht ohne Folgen: Nachdem die Inzidenz kurzzeitig auch in Folge des Lockdowns zurückgegangen ist, steigen die Zahlen plötzlich wieder.

Das reale Bruttoinlandsprodukt konnte zwar um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen, doch reichte das nicht aus, um den pandemiebedingten Einbruch von 4,6 Prozent aus 2020 auszugleichen. Massive Auswirkungen hat Corona im Jahr 2021 auch auf die vielen sonst in der Branche üblichen Präsenzveranstaltungen. So fällt die IFA zum zweiten Mal in Folge aus. Ähnlich ergeht es vielen Hausmessen der Distributoren, die entweder gar nicht stattfinden oder aber in den virtuellen Raum verlegt werden. Obwohl im Herbst rund zwei Drittel der Bevölkerung geimpft sind, steigen die Inzidenz-Zahlen, insbesondere aufgrund der noch ansteckenderen Delta-Variante, seit November wieder stark an.

Auch wenn die Politik offiziell nicht mehr von einem Lockdown sprechen will, werden in mehreren Bundesländern Einschränkungen erlassen, vor allem für ungeimpfte Personen. Teilweise muss der Handel erneut schließen.
 

Veränderungen in der ITK-Landschaft

Vor allem die zweite Jahreshälfte bringt einige Veränderungen bei den TK- und UCC-Herstellern. RingCentral versucht, seine Stellung im deutschen Markt weiter auszubauen: Nachdem der UCaaS-Anbieter 2020 schon Partnerschaften mit den Herstellern Atos (Unify), Alcatel-Lucent Enterprise und Avaya abgeschlossen hat, folgt nun die Ankündigung, man wolle auch mit Mitel kooperieren. Darüber hinaus arbeitet RingCentral mit ecotel und 1&1 Versatel zusammen – zusätzlich gibt es Vereinbarungen mit der Deutschen Telekom und Vodafone. Ziel dabei dürfte sein, sich so schnell wie möglich ein großes Stück vom deutschen Cloud-PBX-Markt zu sichern. Inwieweit diese Strategie letztendlich trägt, bleibt abzuwarten.

+2,7%

stieg das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland 2021 gegenüber dem Vorjahr.

Marktentwicklung

ITK- und Sicherheitstechnik

2018

2019

2020

2021

I.     Summe ITK + CE

167,7

170,7

171,7

178,4

II.   Telekommunikation

66,8

66,7

66,0

67,4

       TK-Endgeräte

11,3

11,3

11,6

11,6

       TK-Infrastruktur

6,9

6,9

6,8

6,7

       Telekommunikationsdienste

48,6

48,5

47,6

48,4

III. Elektronische Sicherheitstechnik

4,4

4,6

4,7

5,0

       Einbruchmeldetechnik

0,9

0,9

0,9

0,9

       Brandmeldetechnik

2,1

2,2

2,2

2,4

       Videosicherheitstechnik

0,6

0,6

0,7

0,7

       Zutrittssteuerungssysteme

0,4

0,4

0,4

0,4

       Sprachalarmsysteme

0,1

0,1

0,1

0,1

       RWA und Sonstige

0,5

0,5

0,5

0,5

       Summe ITK + Sicherheitstechnik

71,2

71,3

70,7

72,4

       Veränderung ggü. Vorjahr

0,1%

−0,9%

2,5%

Quelle: www.bitkom.org; www.bhe.de; Eigene Berechnungen

Laut Bitkom ist der deutsche ITK-Markt 2021 gewachsen und soll auch im kommenden Jahr weiter zulegen. Treiber war vor allem der Software-Bereich, aber auch Hardware ist stark gefragt. Umsatz und Beschäftigung steigen 2021 trotz der Herausforderungen von Pandemie, Lieferengpässen, Inflation und Fachkräftemangel. Der deutsche Markt für IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik ist Bitkom-Berechnungen zufolge im letzten Jahr um 3,9 Prozent auf 178,4 Milliarden Euro gewachsen. Bis zum Jahresende 2022 werden die Unternehmen in Deutschland voraussichtlich 39.000 zusätzliche Jobs schaffen. Aktuell sind 1,25 Millionen Menschen in der Branche beschäftigt. Das Geschäftsklima bewegt sich auf einem ähnlich hohen Niveau wie vor Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020.

Der Bitkom-ifo-Digitalindex lag im Dezember 2021 bei 24,0 Punkten und notierte damit um 17 Punkte höher als das Geschäftsklima der Gesamtwirtschaft. Das gab der Digitalverband Bitkom zum Jahresauftakt in Berlin bekannt. „Ob Klima, Pandemie oder Standortwettbewerb – Digitalisierung ist die Antwort und ein entscheidender Teil der Lösung der Krisen und Herausforderungen unserer Zeit. Wirtschaft, Staat und große Teile der Gesellschaft wollen die Digitalisierung beschleunigen und investieren in digitale Infrastrukturen, Geräte, Software und Services“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung Schwung gegeben, und das belebt den Markt.“

Stand: Dezember 2021
Quelle: https://www.bitkom.org/Digitalindex

Zur wirtschaftlichen Lage der GFT-Errichterbetriebe

Der Erfolg eines Unternehmens hängt neben vielschichtigen externen Herausforderungen des Marktes im Wesentlichen von seiner Kosten- und Ertragsstruktur ab. Auf Basis der Bilanzdaten per 31.12.2020 erstellt die GFT einen Betriebsvergleich, der unseren Mitgliedsunternehmen die Vergleichszahlen an die Hand gibt, mit deren Hilfe sie ihr Unternehmen auf Schwachstellen analysieren können.

Branchenauswertung GFT

Gesamt

davon: ITK

davon: Sicherheitstechnik

2020

2019

2020

2019

2020

2019

Anzahl Unternehmen

41

41

22

22

19

19

Durchschnittlicher Umsatz, netto (in T€)

14.620

15.003

18.540

17.232

10.082

11.946

Umsatzveränderung ggü. Vorjahr

-2,6%

7,6%

-15,6%

Durchschnittliche Anzahl Mitarbeiter (nach Köpfen)

97

97

103

102

90

89

Gesamtleistung

100,0%

100,0%

100,0%

100,0%

100,0%

100,0%

Umsatzverteilung:

100,0%

100,0%

100,0%

100,0%

100,0%

100,0%

- ITK

56,3%

55,4%

88,2%

85,3%

19,4%

20,1%

- Sicherheitstechnik

33,1%

32,3%

7,2%

7,8%

63,2%

60,1%

- Medientechnik | Sprechanlagen

2,1%

4,7%

1,0%

1,9%

3,4%

8,5%

- Passive Netzwerktechnik

6,2%

6,5%

2,1%

4,5%

11,1%

9,7%

- Sonstiges

2,1%

1,0%

1,5%

0,5%

2,9%

1,6%

./.

Wareneinsatz

43,4%

44,3%

45,9%

47,5%

37,9%

41,9%

dav. : bezogene Waren

27,1%

29,7%

25,0%

35,6%

31,4%

33,7%

dav. : bezogene Leistungen

16,3%

14,6%

20,9%

11,9%

6,5%

8,2%

=

Rohertrag

56,6%

55,7%

54,1%

52,5%

62,1%

58,1%

Sonstige betriebl. Erträge

2,9%

2,2%

3,0%

3,3%

2,7%

2,0%

./.

Personalkosten

37,8%

36,3%

34,3%

36,3%

45,1%

38,2%

dav. : Lohn und Gehalt

31,5%

30,3%

28,8%

30,3%

37,3%

31,7%

dav. :Soziale Aufwendungen

6,3%

6,0%

5,5%

6,0%

7,8%

6,5%

./.

Abschreibungen

3,1%

2,8%

3,8%

2,2%

1,5%

1,0%

./.

Raumkosten

1,7%

2,1%

1,5%

2,1%

2,2%

1,9%

./.

Versicherungen, Beiträge

0,5%

0,6%

0,3%

0,6%

0,8%

0,7%

./.

Reparaturen, Instandhaltung

0,2%

0,3%

0,2%

0,4%

0,2%

0,2%

./.

Fahrzeugkosten

2,9%

2,9%

3,0%

3,2%

2,4%

2,3%

./.

Werbe- und Reisekosten

0,7%

1,0%

0,6%

1,1%

0,8%

0,7%

./.

Kosten der Warenabgabe

0,2%

0,4%

0,3%

0,5%

0,1%

0,1%

./.

versch. betriebliche Aufwendungen

6,0%

5,3%

6,6%

5,6%

4,9%

4,9%

=

Gesamtkosten

12,2%

12,6%

12,5%

13,5%

11,4%

10,8%

=

Betriebsergebnis

6,4%

6,2%

6,5%

3,8%

6,8%

10,1%

+

Zinsen u. sonstige Erträge

0,2%

0,3%

0,3%

0,5%

0,0%

0,0%

./.

Zinsaufwand

0,4%

0,4%

0,5%

0,4%

0,3%

0,3%

=

Finanzergebnis

-0,2%

-0,1%

-0,2%

0,1%

-0,3%

-0,3%

=

Ergebnis vor Steuern

6,2%

6,1%

6,3%

3,9%

6,5%

9,8%

./.

EE-Steuern

1,3%

0,7%

1,4%

0,6%

1,1%

1,5%

./.

Sonstige Steuern

0,1%

0,1%

0,0%

0,1%

0,1%

0,1%

=

Ergebnis nach Steuern

4,8%

5,3%

4,9%

3,2%

5,3%

8,2%

Auszug aus dem internen Betriebsvergleich der GFT (Stand: 02.2022). Basis: Bilanz per 31.12.2020

Erstmalig wurde – bezogen auf die Jahresabschlüsse per 31.12.2020 – der Betriebsvergleich nach den Schwerpunkten Telekommunikation und Sicherheitstechnik ausgewertet. Dabei werden die Unternehmen entsprechend ihrer Einkaufsumsatzverteilung der Klasse „ITK“ oder „Sicherheitstechnik“ zugeordnet. Die GFT-Teilnehmer am Betriebsvergleich 2020 repräsentieren mit einem Umsatzvolumen von über 1,3 Milliarden Euro über 70 Prozent des GFT-Einkaufsvolumens.

Anhand der Auswertung zeigt sich, dass die dem GFT-Unternehmensverbund angehörenden Unternehmen wirtschaftlich gut aufgestellt sind. Die Aufgliederung nach Produktschwerpunkten zeigt, dass im Jahr 2020 nur die Unternehmen mit Schwerpunkt „ITK“ einen Umsatzzuwachs realisieren konnten. Hier legte der Umsatz um durchschnittlich 7,6 Prozent zu. Ein wichtiger Erfolgsfaktor in der Unternehmensführung ist ein gesunder Rohertrag. Auch die Ertragslage hat sich im Pandemie-Jahr nochmals – je nach Produktschwerpunkt – um bis zu vier Prozentpunkte verbessert. Der durchschnittliche Rohertrag in unserer Branche betrug 56,6 Prozent der Gesamtleistung. Die Unternehmen, die überwiegend im Bereich der Sicherheitstechnik tätig sind, erhöhten den Rohertrag auf 62,1 Prozent der Gesamtleistung. Nach Abzug der Gesamtkosten verbleibt je nach Betriebstyp ein Ergebnis vor Steuern von 6,2 Prozent bis 6,5 Prozent der Gesamtleistung.
 

Lieferprobleme würgten Konjunktur ab Sommer 2021 flächendeckend ab

In den vergangenen Monaten sind Lieferengpässe bei Vorprodukten wie Halbleitern und Materialien wie Stahl, Holz und Kunststoffen zu einem wichtigen Belastungsfaktor für die Wirtschaftsentwicklung geworden. Im August 2021 meldeten in ifo-Unternehmens­befragungen 70 Prozent der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, dass derartige Engpässe ihre Produktion behinderten. Das ist ein historischer Rekordwert. In früheren Aufschwungphasen gab es zwar immer wieder Beschaffungsprobleme, aber der Anteil der betroffenen Industriefirmen hat in den letzten drei Jahrzehnten maximal 20 Prozent erreicht. Die aktuellen Friktionen sind also deutlich gravierender als das, was wir aus der jüngeren Vergangenheit kennen.

Am stärksten betroffen ist die Autoindustrie, wo 91,5 Prozent der Firmen über Engpässe klagen. Beim Maschinenbau sind es mehr als 80 Prozent, in der chemischen Industrie 57 Prozent. Von den Branchen des verarbeitenden Gewerbes ist die Getränkeindustrie am wenigsten eingeschränkt, aber auch dort trifft es beinahe ein Drittel der Unternehmen. Lieferengpässe gibt es auch außerhalb des verarbeitenden Gewerbes, vor allem im Bausektor. Dort berichteten im August 38 Prozent der Firmen von Materialmangel.

Die Probleme bei der Lieferung von Halbleitern werden bereits seit längerer Zeit diskutiert. Der pandemiebedingte Digitalisierungsschub hat die Nachfrage nach Bauteilen für Computer besonders stark steigen lassen. Aber die Engpässe reichen weit darüber hinaus. Lieferschwierigkeiten gibt es bei Stahl, Kupfer und Aluminium, bei Holz, elektronischen Bauteilen, Kunststoffen, Verpackungsmaterialien und vielem mehr.

Durch den Bruch der Lieferkette blieb auch die ITK-Branche nicht verschont.

Die Ursachen sind vielfältig. Nach dem Ausbruch der Corona-Krise 2020 haben viele Unternehmen die Investitionen drastisch gesenkt und Produktionskapazitäten reduziert. Vor allem die Industrieproduktion hat sich daraufhin weltweit unerwartet schnell erholt. 2021 hat die Kombination aus umfangreichen staatlichen Konjunkturprogrammen, gedrosselter Kaufkraft und zunehmend verfügbaren Impfungen die Erholung der Weltwirtschaft weiter beflügelt und die Nachfrage nach Vorprodukten und Materialien deutlich stärker als erwartet befeuert.

Während die Produkte trotzdem zusammengebaut werden konnten und versandfertig in der Fabrik in China lagen, wurde die Komponentenkrise Mitte des Jahres durch die Logistikkrise verstärkt: So stauten sich im März 2021 nach der Havarie des Frachters „Ever Given“ im Suezkanal zeitweise über 200 Schiffe. Nachdem dann im Sommer wegen Corona-Ausbrüchen beim Personal mehrere chinesische Containerhäfen wochenlang geschlossen werden mussten, brachen die Logistikketten endgültig zusammen. Die Folge waren mehrfache Preissteigerungen aufgrund der Nachwirkungen in den Bereichen Komponenten und Logistik.

70%

des GFT-Einkaufsvolumens durch GFT-Betriebsvergleich 2020 repräsentiert.

56,6%

Durchschnittlicher Rohertrag der GFT-Mitgliedsunternehmen.

200+

Schiffe stauten sich im Suezkanal durch das havarierte Schiff "Ever Given".