Unsere Genossenschaft

Bericht des Vorstandes

Die Vorstände von links nach rechts: 
Rudolf H. Saken (Sprecher des Vorstandes) und Dr. Stefan Touchard (Kaufmännischer Vorstand)

Liebe Mitglieder,
sehr geehrte Damen und Herren,

bereits das zweite Jahr hält die Corona-Pandemie Deutschland und die Welt in Atem – und ein Ende scheint kaum in Sicht zu sein. So einfach es wäre, das Jahr 2021 allein unter das Motto „Corona“ zu stellen, so falsch wäre es. Vielmehr ist es das Jahr der Umbrüche, Veränderungen und Weichenstellungen für die Zukunft. „Building Business Across Borders“ ist daher das Leitthema des diesjährigen Geschäftsberichts.

Hierbei gilt es, durch veränderte Rahmenbedingungen bestehende Geschäftsbeziehungen zu vertiefen und neue aufzubauen. Dabei bildet in einem vereinten Europa die Landesgrenze nicht mehr den natürlichen Haltepunkt. Die Verflechtungen in den wirtschaftlichen Beziehungen spiegeln sich heute in unserer Branche auf internationaler Ebene wider, und dies führt zu Branchenveränderungen, denen wir uns zwangsläufig stellen müssen. Allerdings sollte niemand vor sich wandelnden Märkten Angst haben, sondern sie als Chance begreifen, sich auf Neues einzulassen.

Es gilt, durch veränderte Rahmen­bedin­gungen bestehende Geschäftsbeziehungen zu vertiefen und neue aufzubauen.

Neben Corona waren die Lieferprobleme der Industrie, insbesondere bei Halbleiterchips, ein zentrales Thema, das die ITK-Branche bewegt hat – und wohl noch weiterbewegen wird. Immer komplexere Produkte, die eine Vielzahl von Komponenten verschiedener Zulieferer aus vielen verschiedenen Ländern benötigen, bedingen eine extrem aufwendige Einkaufs- sowie Produktionsplanung und hundertprozentig funktionierende Lieferketten – doch genau das wurde 2021 ausgehebelt. Die Lieferkrise hat Ende 2021 die gesamte wirtschaft­liche Erholung in Deutschland gefährdet. Laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft wird sie die Industrieproduktion noch länger belasten. Für das gesamte Jahr 2021 dürften sich die Verluste für die deutsche Volkswirtschaft auf rund 25 Milliarden Euro belaufen. Bereits seit Sommer 2021 hatten Elektronikhersteller, Autobauer und Zulieferer Probleme, an Chips zu kommen. Deshalb wurden Neuwagen „auf Halde“ geparkt, bis Komponenten wieder verfügbar waren, oder bestimmte Ausstattungen nicht mehr zur Bestellung angeboten. Betroffen sind vor allem Prozessoren, Displays und Speicherchips. Auch unsere Branche bleibt hiervon nicht unberührt und hat die Auswirkungen insbesondere im letzten Quartal 2021 zu spüren bekommen.

Die GFT Gemeinschaft Fernmelde-Technik eG hat aufgrund der Liefersituation der Industriepartner den Vorjahresumsatz nicht halten können. Dies haben wir insbesondere im vierten Quartal 2021, welches traditionsgemäß zu den stärksten Umsatzquartalen der GFT zählt, mit einem Umsatzrückgang von 11,3 Prozent zu spüren bekommen. Gegenüber dem Vorjahr reduzierte sich zwar der Umsatz um 2,0 Prozent auf 129,7 Mio. Euro (Vorjahr: 132,4 Mio. Euro) – nichtsdestotrotz liegt das Ergebnis vor Steuern und Ausschüttung mit wiederum fast 5,0 Mio. Euro nahezu auf Vorjahresniveau. Die Gesamtausschüttung steigt im Verhältnis zu den Umsatzerlösen vor Erlösschmälerungen auf 3,77 Prozent (Vorjahr: 3,69 Prozent). Schwerpunkt der Gesamtausschüttung ist mit einem Anteil von 65 Prozent der Warenbonus der Lieferanten, gefolgt von der genossenschaftlichen Warenrückvergütung (30 Prozent) sowie dem DFÜ-Bonus (5 Prozent). Die Auftragssituation unserer Mitgliedsunternehmen ist unverändert gut, sodass sich die Auftragsausführungen aufgrund der Situation an den internationalen Beschaffungsmärkten temporär in das aktuelle Jahr verlagert. Auch die Hinzugewinnung von 14 neuen Mitgliedsunternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr sowie die weitergeführte Internationalisierung werden das zukünftige Wachstum der GFT in Umsatz und Ertrag weiter verstetigen und so die GFT in die Lage versetzen, auch zukünftig den genossenschaftlichen Förderauftrag erfüllen zu können.

Auch konnten wir 2021 die ersten drei österreichischen Mitgliedsunternehmen im GFT-Verbund willkommen heißen. Vor dem Hintergrund der sich zum Ende des Jahres verschär­fenden Pandemielage sind wir zuversichtlich, die Expansion im Nachbarland auch in 2022 erfolgreich fortsetzen zu können. Mitte 2021 ergab sich die Möglichkeit, den geplanten Markteinstieg in die Niederlande vorzuziehen. Alle diesbezüglichen organisa­torischen und personellen Vorbereitungen konnten Ende 2021 erfolgreich abgeschlossen werden, sodass der Markteinstieg nunmehr seit Jahresbeginn 2022 von Hilden aus erfolgt. Die Internationa­lisierung verhilft der GFT einerseits dazu, neue Mitglieder zu gewinnen, und andererseits, Synergieeffekte durch die Aufnahme neuer, interessanter Lieferanten für die gesamte GFT-Unternehmensgruppe zu heben.

23

Mitarbeiter
kümmerten sich im letzten Geschäftsjahr um die Belange unserer Mitgliedsunternehmen.

GFT wird 50 Jahre jung.

25 Mrd. €

betrug der volkswirtschaftliche Schaden durch Corona in Deutschland.

Ein weiteres großes Projekt betrifft Asteria – die neue Cloud/PBX-Billing-Plattform der GFT. Dabei gestalten sich insbesondere die ständig neuen Entwicklungen bei den großen TK-Anbietern wie Unify, ALE und Mitel als herausfordernd. Das arbeitsteilige Vorgehen zwischen VAF und GFT hinsichtlich der Entwicklung der rechtlich-vertraglichen und technisch-kaufmännischen Komponenten hat sich bewährt. Die ersten Tests der Plattform Ende 2021 waren vielversprechend. Parallel zum Aufbau der technisch-kaufmännischen Plattform wurde die gesetzlich geforderte Nachweiserbringung gegenüber der BNetzA zur Abrechnungs­genauigkeit gemäß Telekommunikationsgesetz vorbereitet. Durch die Nutzung von Asteria werden unsere Mitglieder zukünftig in die Lage versetzt, Cloud/PBX-Dienste ihren Endkunden anzubieten und den herstelleroffenen Onboarding-Prozess sowie die Endkundenabrechnung in eigenem Namen und mit eigener Rechnung über eine zentrale Plattform abzuwickeln.

Asteria ermöglicht unseren Mitgliedern ein weiteres Geschäftsfeld im Bereich Cloud-Telefonie.

Das Highlight des letzten Jahres war die GFT/VAF-Herbsttagung Ende September mit über 140 Teilnehmenden in Leipzig. Bis in die frühen Morgenstunden wurde kommuniziert und „genetworkt“. Begleitet wurde die Veranstaltung wiederum von einer Fachmesse unserer Lieferanten sowie einem interessanten Fachprogramm mit Cloud-Telefonie als thematischem Schwerpunkt.

In den vergangenen Jahren hat – vor dem Hintergrund der Globalisierung der Märkte – die Bedeutung der Rechtsform der Genossenschaft zugenommen. Die Idee hinter der Genossenschaft: Viele selbstständige Unternehmerinnen und Unternehmer, die dasselbe Ziel verfolgen, bündeln Synergien und vergrößern damit signifikant ihren Einfluss am Markt – und zwar ohne ihre Individualität einzubüßen. Dadurch sichern sie langfristig ihre Unabhängigkeit – etwa vor multinationalen Unternehmen, die viele Märkte zunehmend dominieren. Die geschäftspolitischen Ziele der GFT werden seit nunmehr 50 Jahren von den Mitgliedern bestimmt. Sie nehmen in den wichtigen Gremien – der Generalversammlung, dem Aufsichtsrat und dem Vorstand – entscheidenden Einfluss. Die GFT handelt somit stets im Interesse der in Eigenverantwortung geführten Mitgliedsunternehmen.

Für das von Ihnen im Geschäftsjahr 2021 entgegengebrachte Vertrauen zu Ihrer GFT sprechen wir Ihnen unsere Anerkennung und unseren recht herzlichen Dank aus und hoffen auf ein persönliches Wiedersehen anlässlich unserer Frühjahrstagung vom 28. bis 29. April 2022 in Münster.

Ihr


Hilden, den 2. März 2022